Mensch und Technik: Herausforderung annehmen
Wie wir jetzt und künftig arbeiten, wird geprägt von Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz. Der technologische Wandel ist eine zentrale Herausforderung, die in allen Branchen spürbar ist; er bietet Chancen, so ermöglicht die digitale Vernetzung neue Arbeitsformen wie Home-Office; aber er bietet genauso Risken, etwa wenn Algorithmen persönliche Daten sammeln und intransparent gestaltet werden, wie wir es aus den Empfehlungssystemen von Social Media kennen.
Unternehmen haben die große Aufgabe, diesen Wandel zu gestalten, Technologien in ihre Abläufe zu integrieren um wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei mitzunehmen. Der Schlüssel heißt lebenslanges Lernen, sowohl was digitale Kompetenzen betrifft, als auch notwendige Kompetenzen für neue Berufsbilder. Die Personalabteilung kann und soll hier mitgestalten, denn trotz aller Technologien sind es die Menschen, die den Unterschied im Kundenkontakt ausmachen.
Vielfältige Arbeitsformen: Offenheit gefragt
Wir arbeiten flexibler, als noch vor einigen Jahren und das setzt sich fort. Dies zeigt etwa die Studie New Work in Österreich von PwC, wo HR-Verantwortliche in verschiedenen Branchen befragt wurden:
- Homeoffice (98 %) und Gleitzeit (92 %) sind die beliebtesten flexiblen Arbeitsmodelle unter den HR-Verantwortlichen in Österreich. Dabei ist folgendes interessant: Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass Remote Work zu weniger Produktivität führt.
- Arbeitsformen wie Job-Sharing (23%) und Workation (22%) werden weniger umgesetzt.
- Die Vier-Tage-Woche bewerten 62 Prozent der HR-Verantwortlichen als Wettbewerbsvorteil. Sie bekommen allerdings intern im Unternehmen Widerstand, v.a. von den Führungskräften; im Unterschied dazu befürworten jüngere Angestellte bis 39 Jahre und ohne Führungsverantwortung die Vier-Tage-Woche am höchsten (74%).
Home-Office: heiß begehrt, heiß debattiert
Die Corona Pandemie hat viel in der Arbeitswelt möglich gemacht, was zuvor undenkbar schien. Das Home-Office gehört heute zu den Top-Kriterien bei der Wahl eines Arbeitgebers – doch ist es wirklich gekommen, um zu bleiben? Der Wunsch nach dem Arbeitsplatz zu Hause ist größer als das Angebot, zeigt die Befragung von Berufstätigen in Österreich durch die Marktforschung forsa:
- 35 Prozent haben die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten.
- Rund 25 Prozent aus dieser Gruppe geben an, dass dies in den letzten Monaten eingeschränkt wurde
- 13 Prozent haben eine generelle Anwesenheitspflicht.
Eine Umfrage in Deutschland zeigt, dass 24% der Beschäftigten ganz oder teilweise zu Hause arbeiten können und dieser Wert ist seit zwei Jahren stabil. Daraus schließt das ifo-Institut: „Ungeachtet der Debatten um die Rückkehr ins Büro bei einzelnen Unternehmen hat sich Homeoffice in Deutschland fest etabliert.“ Ähnlich urteilt eine Analyse im Forbes-Magazin über den US-Arbeitsmarkt: Flexible Arbeitsformen sind im Vorjahr zum neuen Normal geworden, sie wurden im November 2023 von 62 Prozent der US-Firmen angeboten, zu Jahresanfang waren es erst 51 Prozent. Strategien, die eigenen Angestellten zur Rückkehr ins Büro zu verpflichten, würden zu hohen Kündigungsraten führten. Denn die Beschäftigten wünschen Flexibilität und Work-Life-Balance, u.a. indem sie nicht jeden Tag ins Büro fahren müssen. Die Analyse beginnt mit der Feststellung, dass Debatten um Home-Office auch das Jahr 2024 prägen; und schließt mit der Feststellung, dass Unternehmen mit Abschaffung des Home-Office ihre Top-Talente zugunsten von Bürostühlen verlieren würden.
KI im Unternehmen: machen statt fürchten
Flexible Arbeitsformen sind nicht das einzige Thema, das die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändert. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz gehört dazu und dies hat die PwC-Studie New Work in Österreich ebenfalls abgefragt:
- Mehr als drei Viertel der HR-Verantwortlichen (79 %) sind KI gegenüber positiv gestimmt und befürworten den Einsatz am Arbeitsplatz.
- Fast alle (94%) sind sich einig, dass damit keine Bedrohung einhergeht.
- 43 % unterstützen die Förderung digitaler Kompetenzen, etwa wie man KI richtig einsetzt.
KI im HR-Management: vorangehen
Was für das gesamte Unternehmen gilt, gilt genauso für die Personalabteilung: KI hat auch hier bereits Einzug gehalten und wird künftig noch mehr den Arbeitsalltag prägen, so lautet die Expertenmeinung aus dem IAD, dem Institut für Arbeit und Digitalisierung. Die Automatisierung ermögliche Zeit zu sparen, etwa indem KI bei der Bewerberauswahl eingesetzt wird. Damit bleibe mehr Zeit für strategische Aufgaben: Mit Talentmanagement, Change-Management und datenbasierter Entscheidungsfindung könne sich Human Resources als strategischer Partner des Managements positionieren.
Personalarbeit digitalisieren: 5 Empfehlungen
Organisationen müssen sich laufend den technischen Entwicklungen anpassen und ihre Arbeitsmethoden verändern. Das sind die Handlungsempfehlungen der IAD-Experten:
- Analoge HR-Anwendungen sollen konsequent durch digitale Lösungen ersetzt werden. So erleichtert zum Beispiel die Digitale Personalakte die Zusammenarbeit, bringt Effizienz und Datensicherheit.
- HR-Prozesse sollen mit Standardlösungen effizienter gemacht werden. Beispielweise erhöhen der digitale Urlaubsantrag oder die digitale Reiseabrechnung die Zufriedenheit der Belegschaft und sparen Zeit in der Personalabteilung.
- KI-Einsatzgebiete danach auswählen, wie diese Personalentscheidungen verbessern. So können datenbasierte Entscheidungen die Personalentwicklung und das Recruiting faktenbasiert unterstützen.
- IT-Lösungen sollen gezielt eingesetzt werden. Mögliche Ziele sind: mehr Effizienz, zentrale und sichere Verwaltung der sensiblen Personaldaten oder verbesserter Service.
- Bereitschaft zur Veränderung von Rollen und Aufgaben innerhalb von HR fördern. Dazu benötigt die Personalabteilung mehr Skills in Bereichen wie IT-Grundlagen oder Data Science, um das digital unterstützte Arbeiten vorantreiben zu können.