Krise ist viel mehr als ein Problem
Den Unterschied zwischen Krise und Problem erklärt Stefan Junker, Psychologe aus Heidelberg: Bei einem Problem funktioniere, was vorher schon einmal funktioniert hat, es gibt also Rezepte. Bei Krisen sei das nicht der Fall, da habe man keine bewährten Rezepte.
Im Gegensatz zu einer persönlichen Krise betrifft eine Pandemie die ganze Welt und keiner weiß genau, was richtig ist bzw. was zu tun ist. Das macht es für Führungskräfte noch schwieriger, möglichst mit Klarheit und regelmäßig zu kommunizieren.
Ängste ansprechen
Naturgemäß entstehen viele Ängste, beginnend bei der Angst, dass man selbst oder Familienmitglieder erkranken, zusätzlich fürchten viele um ihr Unternehmen und ihren Arbeitsplatz, die wirtschaftliche Zukunft generell ist ungewiss. Das ist ganz normal und ein Negieren wäre kontraproduktiv, denn die Sorgen sind real und omnipräsent.
Gegen Ängste hilft am besten eine zweigleisige Strategie, empfiehlt Michaela Judy von der ÖVS (Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching): Führungskräfte sollten die Ängste ihrer Mitarbeiter ansprechen, denn wenn man eine konkrete Sorge ausspricht, wird sie portioniert und damit lösbarer. Gleichzeitig sei es wichtig, Ängste nicht überhandnehmen zu lassen. Führungskräfte sollten daher Probleme benennen und mögliche Maßnahmen aufzeigen, wo alle mitmachen können.
Tipps zur Kommunikation während und nach einer Krise
- Kommunizieren, kommunizieren: Das wichtigste ist, dass Sie als Führungskraft präsent und erreichbar sind. Speziell weil für viele das Home-Office eine völlig neue Arbeitssituation ist und gewohnte soziale Kontakte fehlen. Schreiben Sie keine Mails, sondern sprechen Sie persönlich am Telefon oder in einer Video-Konferenz und fragen Sie nach, wie es Ihren Mitarbeitern geht.
- Regelmäßig und proaktiv: Legen Sie fixe Zeiten fest, beispielsweise ein Video-Call mit aktuellen Updates für Ihre Belegschaft oder Ihr Team zu Beginn oder am Ende jeder Woche. So sind Sie verlässlich da und Ihre Mitarbeiter können sich darauf einstellen und Fragen stellen.
- Denken Sie auch an Externe: Lieferanten, Kunden, Partner und sonstige Stakeholder sind ebenso von Unsicherheiten betroffen. Kommunizieren Sie auch mit ihnen transparent und seien Sie erreichbar.
- Negative Nachrichten: Versuchen Sie nach Möglichkeit, Gerüchte oder Ängste zu vermeiden, die durch vage Andeutungen entstehen könnten. Kommunizieren Sie bittere Nachrichten wie notwendige Kündigungen erst dann, wenn konkret klar ist, wen es betrifft.
- Gemeinsam vorausplanen: Ja nachdem wie betroffen Ihre Branche ist, kann der Betrieb Ihres Unternehmens unterbrochen oder eingeschränkt sein. Arbeiten Sie – wenn möglich – an Maßnahmen oder Produktentwicklungen, die im Geschäftsalltag liegen geblieben sind, um künftig ihren Wettbewerbsvorteil zu erhöhen. Planen Sie rechtzeitig, wie Sie wieder losstarten, auch unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben wie Schutzmasken, Desinfektion oder räumlicher Abstand.
Klare Kommunikation hilft auch für die Zeit danach
Gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, Orientierung zu geben. Mit klarer Kommunikation stärken Sie das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter. Sie können und müssen nicht alles wissen, aber Sie können nach bestem Wissen vorgehen. Es gilt nichts zu beschönigen, aber es ist wichtig, zu handeln und eine gemeinsame Richtung vorzugeben.
Auch wenn es schwierig ist, versuchen Sie die Situation als Chance zu sehen und motivieren Sie Ihr Team dazu, in der Krise zu wachsen. Gemeinsam bewältigte Schwierigkeiten schweißen Teams zusammen und geben auch Kraft für die Zeit danach. Denken Sie daran, dass Sie Ihre qualifizierten Fachkräfte mehr denn je brauchen.