5 Ansatzpunkte für weniger Stress am Arbeitsplatz

Permanenter Druck kann zu Fehlern, Schlafstörungen bis Burn-Out führen und dem Wunsch nach Jobwechsel. Lesen Sie, wie Arbeitgeber Stress-Anzeichen erkennen und mit welchen Maßnahmen sie dagegen vorgehen können.

Stress schadet der Arbeitgeberbindung …

Ein kurzfristig höherer Stresspegel steigert den Fokus und damit die Fähigkeit, eine schwierige Aufgabe zu schaffen. Andauernder Druck bewirkt jedoch das Gegenteil, der Körper läuft heiß – ähnlich einem überlasteten Motor – und das schadet der Gesundheit und dem Unternehmenserfolg, indem Aufgaben nicht erledigt oder Termine nicht eingehalten werden können. Job und hoher Stress gehören aber leider zusammen, hat eine Umfrage der Jobplattform karriere.at ergeben:

  • 56 Prozent der Jobsuchenden fühlen sich derzeit sehr oder eher gestresst im Berufsleben.
  • Top 3 Stressfaktoren sind: Zusammenarbeit mit der Führungskraft (20 Prozent), Arbeitspensum (15 Prozent) und Zeitdruck bei der Erledigung von Aufgaben (14 Prozent).
  • Für 60 Prozent ist der hohe Stress auch ein Grund für ihren Wunsch nach einem Jobwechsel.

… und der Gesundheit

Die obige Umfrage zeigt, dass Stress zu Unzufriedenheit und Wechselwilligkeit führt. Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hebt der Arbeitsklima-Index von IFES (Institut für empirische Sozialforschung) und Arbeiterkammer hervor:

  • Rund sechs von zehn Arbeitnehmenden sind durch Zeitstress belastet: einer Kombination aus Zeitdruck, ständigem Arbeitsdruck, hoher Konzentration, Unterbrechung der Freizeit und klassischem Stress.
  • 75 Prozent der Betroffenen leiden unter Kreislaufbeschwerden (dagegen sind es 46 Prozent bei jenen, die wenig bis kaum Zeitdruck in der Arbeit verspüren). Weiters führt Zeitstress häufig zu Schlafstörungen oder Kopfschmerzen.
  • Auch die Psyche leidet unter Zeitstress: 80 Prozent der Betroffenen können nicht mehr abschalten und wenn ihnen die Arbeit ständig durch den Kopf geht, können sie sich schlechter regenerieren. Außerdem vermindert Zeitstress Freude und Motivation.

Alles schnell und gleichzeitig

Die Welt, in der wir leben, hat sich verändert und auch das führt zu mehr Stress. Technologie erleichtert zwar vieles in der Arbeit, doch viele Arbeitnehmende fragen sich, wie sich der Hype um Künstliche Intelligenz auf unsere Arbeitsplätze auswirken wird? Abläufe sind schneller geworden, wir sind mit Smartphone & co ständig erreichbar – sowohl in der Firma, als auch privat: Wer das Handy nie abschaltet, kann auch im Kopf nicht abschalten. Stressfördernd können auch Umwelteinflüsse wie längere Hitzewellen sein, die schwierige Wirtschaftslage mit der herrschenden Teuerung und unsicheren Arbeitsverhältnissen, genauso wie Mehrfachbelastungen der Eltern (und da sind es zumeist die Mütter), die Job und Familie unter einen Hut bringen müssen.

In dieser Welt leben wir, das ist ein Faktum. Unternehmen können jedoch auf Stresssymptome achten und versuchen, dort wo es ihnen möglich ist, gegenzusteuern.

So erkennen Sie Stressbelastungen im Unternehmen

Stress äußert sich bei jedem Menschen anders. Dennoch lässt sich Überbelastung an gewissen Warnzeichen erkennen:

  • Führungskräfte sollten achten, ob in ihrem Team vermehrt Fehlleistungen vorkommen, etwa durch mangelnde Konzentration.
  • Ebenso sollten sie beobachten, ob eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter sich anders verhält und kommuniziert, zum Beispiel sich zurückzieht oder oft gereizt reagiert. HR kann die Führungskräfte diesbezüglich sensibilisieren, bzw. Unterstützung anbieten.
  • Rückmeldungen aus dem Kollegenkreis, etwa über häufige Konflikte, sollten als Hinweise ernstgenommen werden.
  • Die Personalabteilung kann regelmäßig Auswertungen durchführen, um etwa steigende Überstunden bzw. zunehmende Krankmeldungen einzelner Personen oder in gewissen Abteilungen zu entdecken; dann kann individuell nachgefragt und der Ursache auf den Grund gegangen werden.
  • Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen geben HR ein aktuelles Stimmungsbild im Unternehmen; so können Entwicklungen und Veränderungen erkannt werden.

5 Maßnahmenbereiche zur Stressreduktion am Arbeitsplatz

Abhängig von den identifizierten Stressfaktoren im Unternehmen können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um Druck zu reduzieren und produktives Arbeiten zu unterstützen. Diese Ansatzpunkte sind unabhängig von der Unternehmensgröße, also auch für KMU gut geeignet.

1 – Zeitdruck mindern: Zeit ist kostbar und die Palette ist groß, hier etwas zu verbessern: Arbeitsabläufe analysieren und verändern, Projektplanung und Deadlines hinterfragen, Schichtplanung ändern, Personalengpässe vermeiden, indem z.B. vorausschauend nachbesetzt oder eine Urlaubsvertretung eingestellt wird. Zusätzlich sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf angesprochen werden, ihren Urlaub jedes Jahr zu nutzen, im Arbeitsalltag ihre Pausen wirklich einzuhalten und dass sie ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr auf Mails antworten müssen.

2 – Eigenständiges Arbeiten fördern: Ständige Kontrolle erzeugt Stress, ebenso wenn in einem engen Korsett gearbeitet werden muss, ohne sich kreativ einbringen zu können – das verringert die Motivation. Freiheiten bei der Umsetzung der Aufgaben, genauso wie flexible Arbeitszeiten oder Home-Office motivieren, weil sie Vertrauen zeigen, selbständiges Denken ermöglichen und außerdem Eltern beim Spagat zwischen Job und Familie unterstützen.

3 – Miteinander reden: Fragen stellen, zuhören, proaktiv Themen oder Probleme ansprechen, Hilfe anbieten, loben, offene Tür und Zeit für Gespräche haben, Erwartungen klar kommunizieren – eine wertschätzende interne Kommunikation zwischen Führungskräften und Belegschaft fördert Vertrauen und kann daher Stressfaktoren rechtzeitig entschärfen.

4 – Betriebsklima verbessern: Gemeinsam Mittagessen, Sport treiben, feiern – jede Gelegenheit ist gut, die das Miteinander und den entspannten Ausgleich zum Job fördert. Dazu gehören auch Gleichbehandlung und Fairness: Indem Entscheidungen gemeinsam diskutiert und/oder transparent gemacht werden, kann man Gerüchten, Neid oder Unzufriedenheit vorbeugen.

5 – Arbeitsplatz gestalten: Kälte, Hitze, Lärm, unzureichende oder veraltete Arbeitsmittel können zusätzlich belasten. Das betrifft Beschäftigte in Bereichen wie Produktion, Handel genauso wie Büro bis Home-Office. Der Einsatz moderner Technik sollte heute selbstverständlich sein. Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, Sauberkeit, Grünpflanzen oder der täglich zur Verfügung gestellte Obstteller sind ebenfalls Beiträge, um Gesundheit zu erhalten.

Menschen statt Ressourcen

Stresslevel bleibt auf hohem Niveau, hat auch der Gallup-Bericht State of the Global Workplace 2024 festgestellt. Demnach klagen in Österreich 35 Prozent der Arbeitnehmenden über Stress, in Deutschland sind es sogar 41 Prozent. Überall auf der Welt wollen Arbeitnehmende als Menschen und nicht nur als Ressource gesehen werden, lautet die Schlussfolgerung: Wenn eine Führungskraft den Teammitgliedern zuhöre, für geleistete Arbeit Wertschätzung zeige oder sie in ihrer Entwicklung fördere, dann würde emotionale Bindung entstehen. Und das führe zu weniger Fehlzeiten, geringerer Fluktuation und höherer Qualität.

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