Kandidaten im eigenen Unternehmen erkennen
Auf der Suche nach potenziellen Führungskräften beginnen Sie am besten im eigenen Unternehmen und das ist im Grunde ein „ongoing project“: Beobachten Sie regelmäßig das Verhalten Ihrer Mitarbeiter im Unternehmensalltag, so können Sie sich ein Bild von deren Führungsqualitäten machen. Da geht es einerseits um grundlegende Kompetenzen wie gute Kommunikation, strategisches und unternehmerisches Denken, kunden- und ergebnisorientiertes Handeln, Konfliktfähigkeit verbunden mit der Fähigkeit konstruktiv Kritik zu üben, Motivieren von sich selbst und anderen oder Delegieren können. Im Hinblick auf die Herausforderungen der aktuellen Wirtschaftslage und der Digitalisierung geht es auch um innovationsfördernde Eigenschaften wie Begeisterungsfähigkeit, zügig Entscheiden, Gestaltungswille, Bereitschaft für Veränderungen, Unterstützung von Innovations- und Fehlerkultur.
Die folgende Checkliste zeigt Ihnen Merkmale, um mögliche Kandidaten in Ihrem Unternehmen zu erkennen.
Mitarbeiter mit Führungskompetenzen
- werden von Kollegen häufig um Rat gefragt und sie helfen auch gern weiter. Dabei erledigen sie aber nicht deren Arbeit, sondern befähigen die Ratsuchenden, die Aufgabe selbst zu erledigen.
- brauchen keine hierarchischen Strukturen, um von Kollegen akzeptiert zu werden. Das ist wichtig, denn als Führungskräfte müssen sie später auf die Kooperation ihres Teams ohne Machtdruck bauen können. Akzeptanz unter Kollegen entsteht aus Fachwissen, Fähigkeit zur Selbstkritik und sich zurücknehmen können.
- sind kommunikativ, es macht ihnen Spaß im Team zu arbeiten und sie können begeistern; dabei kommunizieren sie nicht problem- sondern lösungsorientiert.
- sind in Meetings Moderatoren statt Wortführer, sie hören sich alle Meinungen an und fassen zusammen, um zu einem gemeinsamen Ziel zu kommen.
- setzen all ihre Kräfte für ein Projekt oder einen Kunden ein, denn sie sind ergebnisorientiert und loyal.
- bleiben auch ruhig, wenn eine Deadline naht und behalten den Überblick.
- haben eine konstruktive und optimistische Grundeinstellung, daher lassen sie sich bei Rückschlägen in einem Projekt nicht demotivieren.
- wissen was sie im Unternehmen erreichen wollen, arbeiten eigenverantwortlich und stecken sich selbst neue Ziele.
Führungskräfte weiterentwickeln
Fachwissen allein reicht schon lange nicht mehr aus, um als Führungskraft erfolgreich zu sein. Führung ist eine Fertigkeit, die viele Kompetenzen erfordert. Diese speziellen Kompetenzen können jedoch entwickelt werden, wenn Sie zum Beispiel einen Mitarbeiter als Nachfolger für eine bestimme Stelle aufbauen möchten oder wenn ein externer Kandidat eine neue Position antritt und es noch Skills zu verbessern gibt. Führungskräfteentwicklung ist immer ein individuelles Programm und hängt von den jeweiligen Stärken und Schwächen ab, in einer Umfrage unter deutschen Anbietern von Führungskräftetrainings wurden vorranging folgende Trainings als wesentlich genannt:
- Grundlagen der Führung
- Kommunikationstraining
- Persönlichkeitsentwicklung
- Zeitmanagement
- Changemanagement
- Personalauswahlgespräche
- Teamentwicklung
Führungskompetenz in Krisenzeiten
Ob Corona Pandemie, digitale Transformation die gesamte Branchen verändert oder Klimakrise – Unternehmen müssen immer wieder Herausforderungen bewältigen. In solchen Zeiten sind nochmals spezielle Fähigkeiten gefragt, um Mitarbeiter zu motivieren und ihnen so viel wie möglich an Zuversicht zu geben. Hier hilft wertschätzende Empathie, Führungskräfte sollten in der Lage sein, sich in die Situation ihrer Mitarbeiter hineinzuversetzen. Offene ehrliche Kommunikation bringt Klarheit, das reduziert Gerüchte und diffuse Ängste. Die Vorbildwirkung ist in Krisenzeiten ebenfalls ein wichtiger Faktor, denn Führungskräfte, die Zuversicht ausstrahlen, übertragen diese optimistische Einstellung auch auf ihre Teams. Das alles sollte auch auf Distanz wirken, wenn die Belegschaft im Home-Office sitzt.
Potenzial für Innovation
Krisen oder Technologiesprünge verlangen, dass Unternehmen sich neu ausrichten und Führungskräfte haben dabei eine zentrale Verantwortung. In einer komplexen Welt, wo Rahmenbedingungen und Märkte sich verändern, braucht es Führungskräfte, die in ihrem Denken beweglich sind und mit Komplexität oder Unsicherheit umgehen können. Die Unternehmensberatung Deloitte empfiehlt daher, zusätzlich zur Evaluation der Kompetenzen auch die Potenziale von internen und externen Kandidaten zu analysieren; denn diese Analyse zeigt, wie schnell sich jemand weiterentwickeln kann, bzw. wie gut ein Kandidat in der Lage ist, künftige komplexe Herausforderungen zu bewältigen.
Dazu gehören persönliche Eigenschaften wie
- Freude an Veränderung und Innovation
- Schnell denken und die Fähigkeit, Komplexität zu reduzieren
- Empathie um mit vielseitigen, bunten Teams zu arbeiten
- Eigener Antrieb und mentale Stärke um sich selbst und andere zu motivieren
Wer Menschen mag
Eine gute Führungskraft ist zweifellos ein Multi-Talent. Grundlegende Eigenschaften sollte sie mitbringen, aber viele Kompetenzen können mit Trainings oder mit Hilfe von Mentoren in der Praxis erlernt werden. Berufliche Erfahrung vergrößert die Kompetenzen, vor allem, wenn man aus Fehlern lernt. Im gerade erschienenen Buch „Die Kunst des guten Führens“ von Thomas de Maizière und Karl-Ludwig Kley, die als Minister bzw. Vorstand verschiedener Unternehmen viel Erfahrung gesammelt haben, werden die wesentlichen Anforderungen in zehn Regeln zusammengefasst. Die Autoren betonen den Wert von Empathie und echtem Interesse an den Mitarbeitern – denn eines könne man nicht lernen und das ist die Regel Nummer 1: Eine erfolgreiche Führungskraft kann nur werden, wer Menschen mag.