Motivieren zum mitmachen
Die letzten Tage und Ereignisse haben es eindeutig gezeigt, die Klimakrise ist im allgemeinen Bewusstsein angekommen und so gewinnt auch das Thema „Green HRM“ an Bedeutung. Das Institut für Personalmanagement an der Wirtschafts-Universität Wien definiert dies folgendermaßen: „Green Human Resource Management (Green HRM) ist ein relativ junges Forschungsfeld, unter dem all jene Aspekte und Praktiken im Personalmanagement verstanden werden, die ökologische Nachhaltigkeit verfolgen. Damit wird angestrebt, die Ziele des Unternehmens und der Gesellschaft im Ganzen zu vereinbaren, d.h. gesellschaftliche Ziele sollen ohne Abstriche bei den unternehmerischen Zielen realisiert werden… Immer mehr Unternehmen erkennen, dass kultureller und struktureller Wandel nur durch die Begleitung der dabei beteiligten Menschen erreicht werden kann. Green HRM bietet die dafür nötigen Ansatzpunkte.”
Die Personalabteilung spielt also eine zentrale Rolle bei der Einführung einer grünen Unternehmenskultur, denn Führungskräfte und Mitarbeiter müssen mitmachen. HR hat dabei die Aufgabe, das Bewusstsein im Unternehmen zu wecken und konkrete Vorschläge bzw. Maßnahmen zu erarbeiten, welche die Mitarbeiter zu klimafreundlichem Verhalten motivieren.
Sofort beginnen ist einfach: Reduce – Reuse – Recycle
Für den Start brauchen Sie keine großen Strategien. Schon kleine Schritte nutzen der Umwelt und machen Lust auf mehr. Motivieren Sie die Belegschaft zu folgenden Punkten, sie sind zum Großteil schon altbekannt, aber bewährt:
- Papier sparen. Aufs Ausdrucken verzichten oder möglichst doppelseitig drucken, Apps statt Formulare verwenden.
- Trennen und Recycling von Abfall.
- Computer abschalten nach einigen Minuten der Inaktivität.
- Licht abschalten, wenn man einen Raum verlässt.
- Energiesparlampen verwenden.
Sie können diese Punkte in Ihrem Unternehmen bereits abhaken? Umso besser. Dann bieten sich als nächstes – wahlweise – folgende Schritte an.
Grünes Recruiting
Besonders europäische Unternehmen setzen auf ein grünes Image, um die besten Köpfe an Bord zu holen. Auch werden in Stellenausschreibungen immer öfter grüne Skills gesucht, d.h. künftige Mitarbeiter sollen mit ihrer Ausbildung und mit ihrer Einstellung zum umweltfreundlicheren Wirtschaften beitragen. Um dies im Recruiting abzutesten, können Sie den Kandidaten eine Frage zum Klimawandel stellen, oder diese einen Business Case mit nachhaltigen Aspekten lösen lassen.
Grüne Performance-Messung und Kompensation
Die Leistungsbeurteilung sollte nicht nur wirtschaftliche und soziale, sondern auch umweltrelevante Kriterien umfassen, obwohl erst Erfahrung gesammelt werden muss wie dies gemessen werden kann. Möglich wären Boni für erworbene grüne Kompetenzen, für Verbesserungsvorschläge oder für die Änderung des Lifestyles, z.B. wenn die Fahrt zum Arbeitsplatz mit dem Rad bzw. mit Öffis, statt mit dem Auto erfolgt und somit CO2 gespart wird.
Grünes Arbeiten
Motivieren Sie zu Telekonferenzen statt Dienstreisen. Ermöglichen Sie Home-Office Tage oder flexible Arbeitszeiten um Staus zu vermeiden, sofern dies die Tätigkeit erlaubt. Für Dienstfahrten im Nahbereich können Fahrräder zur Verfügung gestellt werden, ebenso reduziert Car-Sharing den Auto-Pool.
Grünes Training
Ausbildung und Information sind Schlüsselfaktoren in der Umsetzung einer umweltfreundlichen Unternehmenskultur. Themen umfassen u.a.:
- wie kann jeder Energie sparen und Müll reduzieren,
- wie können Mitarbeiter sich an Ideenfindungen beteiligen, speziell was ihr eigenes Aufgabenfeld betrifft,
- wie können Manager in ihrer Vorbildrolle unterstützt werden,
- wie wird am besten kommuniziert, sowohl intern, als auch extern zu Kunden und Partnern.
Hilfreich sind auch regelmäßige aktuelle Infos von Umwelt-Organisationen, die Sie beispielsweise über den Newsletter verteilen können.
Grünes Gebäude
Ein langfristiger Aspekt ist das Gebäude-Management mit Fokus auf Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien wie Solaranlagen auf dem Dach oder Wassermanagement. Viele Neubauten von Unternehmenszentralen folgen bereits diesen Kriterien. Zusätzlich zum Imagegewinn profitiert Ihr Unternehmen auch von geringeren Kosten im laufenden Betrieb.
Green HR Management bringt Vorteile
- Mehr Effizienz durch achtsamen Einsatz von Ressourcen.
- Weniger Kosten, Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, zum Teil Steuererleichterungen oder Förderungen für ökologische Maßnahmen.
- Engagierte und zufriedene Mitarbeiter, das gemeinsame grüne Ziel fördert die Bindung an das Unternehmen.
- Neue Unternehmenskultur, bei der das Wohlbefinden der Mitarbeiter im Zentrum steht.
- Besseres Image zieht die besten Köpfe an.
- Motivation zu mehr Innovation, um grüne Produkte oder Prozesse zu designen.
- Wenn Ideen und Vorschläge der Mitarbeiter gefördert werden, steigt deren Selbstverantwortung und Problemlösungskompetenz.
- Last but not least: Die Umwelt wird weniger zerstört.
Doch es entstehen auch Nachteile
- Anfangskosten müssen finanziert werden, z.B. für Gebäudeisolierung oder Solar-Panels.
- Ersparnisse kommen oft erst später und sind manchmal nicht so hoch wie erwartet.
- Ungleicher Wettbewerb, weil Unternehmen, die weitermachen wie bisher, keine Ausgaben für ökologische Maßnahmen haben und Umweltschäden ja leider die Allgemeinheit zahlt – es hängt also vom Goodwill ab.
- Manche Mitarbeiter sind schwer zu motivieren, weil sie denken, als Einzelner nicht so viel beitragen zu können.
Grüne Initiativen müssen Sie langfristig sehen, damit der nachhaltige Erfolg sichergestellt ist. Tatsache ist, dass eine grüne Arbeitgebermarke sowohl Mitarbeiter, als auch potenzielle Kandidaten anspricht, denn jeder hat Freude, zu etwas Gutem beizutragen: Zum Nutzen jedes Einzelnen, der Gesellschaft, der Umwelt und der Wirtschaft, damit wir alle möglichst gut und gesund leben können.