KMU sind digital orientiert aber zögern dennoch
Die Chancen der Digitalisierung werden mittlerweile von kleinen und mittleren Unternehmen erkannt; dennoch zögern diese, konkrete Schritte zu setzen. Das zeigt die Studie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und Arthur D. Little vom Herbst 2019:
- Österreichs KMU bezeichnen sich als digital bewusst oder digital orientiert. Digitalisierung wird zunehmend als Chance gesehen und nicht als Bedrohung.
- Mehr als 60% fühlen sich besser informiert als im Vorjahr.
- Die Betriebsgröße ist kein Treiber mehr, auch kleinere Unternehmen denken an Digitalisierung.
- Neben der DSGVO (genannt von 43%) sind vor allem fehlende finanzielle Mittel (41%) und fehlendes Know-how zur Umsetzung (37%) die größten Hürden auf dem Weg der digitalen Transformation.
Es braucht Umsetzungsberatung und finanzielle Unterstützung
Das Zögern hat durchaus seine Berechtigung, denn Digitalisierung kostet Geld und ist auch kein Allheilmittel, das wahllos eingesetzt werden kann. Die Ansatzpunkte und Themenbereiche der Digitalisierung sind groß: IT-Infrastruktur wie Cloud oder mobile Geräte, Big Data und damit verbunden Datensicherheit und Cybersecurity, digitale Kundenkommunikation von Mail bis Social Media, neue Technologien wie Internet der Dinge, Virtual Reality, 3D-Druck oder Artificial Intelligence.
Um die strategisch richtigen Schritte zu setzen, braucht jedes KMU einen individuellen Plan mit kompetenter Umsetzungsberatung zu Fragen wie:
- Welche Prozesse, Bereiche oder Produkte eignen sich in meinem Unternehmen für Digitalisierung?
- Wie gehe ich am besten vor?
- Was brauchen wir an organisatorischen Überlegungen?
- Was kostet das?
Sind die ersten Fragen geklärt, ist die Unterstützung bei der Finanzierung das nächste Thema.
Laut der WKO-Studie erhoffen sich von der Digitalisierung zwei Drittel der KMU das Gewinnen von Neukunden und mehr als die Hälfte hofft auf Kosteneinsparungen. Damit diese Ziele erreicht und dafür die erforderlichen Grundlagen erarbeitet werden können, gibt es Förderprogramme in Österreich und in der EU. Wir geben Ihnen einen Überblick, wie Sie mit dieser Unterstützung Innovation vorantreiben können
KMU Digital – Österreich
Mit diesem Förderprogramm unterstützt das Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) in Kooperation mit der WKO kleine und mittlere Unternehmen mit individueller Beratung (Förderung bis € 4000) und bei der Umsetzung erster Digitalisierungsprojekte (Förderung bis € 5000). Die Beratung umfasst u.a. Potenzialanalysen für Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle, sowie Statusanalysen betreffend E-Commerce, Online-Marketing oder IT-Sicherheit. Die Umsetzung umfasst die als Potenzial für Digitalisierung erkannten Bereiche; zum Beispiel im Bereich Geschäftsmodelle erfolgt die Einführung oder Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen durch digitale Anwendungen wie CRM-Systeme.
Im Rahmen von KMU Digital hat etwa der Handwerksbetrieb Balubad Holzbadewannen seine Bestellprozesse für Holz optimiert und die IT modernisiert. Die Abfrage des Lagerbestands und Nachbestellungen sind jetzt online möglich, zwischen Büro und Werkstatt wird via Tablet kommuniziert.
Derzeit wird übrigens gerade an der Umstellung auf das neue Förderprogramm KMU Digital 2.1. gearbeitet, wo bald Anträge möglich sind.
Regionale WK – Österreich
Es ist empfehlenswert, nach Angeboten der regionalen Kammern im eigenen Bundesland zu suchen. So bietet etwa die WKO Oberösterreich für KMU eine Digitalisierungsberatung inkl. einem kostenlosen 50-minütigen Termin mit Experten an. Mit dem Digital Starter Upgrade werden Digitalisierungsprojekte mit den Schwerpunkten “Effizienzsteigerung bei Prozessen”, “Digitale Vertriebswege” und “Mehrwert für Kunden schaffen” mit bis zu € 24500 gefördert.
FFG KMU-Förderungen – Österreich
Durch Unterstützung von Forschung soll die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen erhöht werden. Auch hier leistet Digitalisierung einen wichtigen Beitrag. Um den Einstieg in eine kontinuierliche Forschungs- und Innovationstätigkeit zu erleichtern, erbringen BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie), BMDW und FFG (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft) aufeinander abgestimmte Förderungen für KMU und Start-Ups.
Es gibt vielfältige Modelle, darunter bietet z.B. Projekt.Start nicht rückzahlbare Zuschüsse bis € 6000, Innovationsscheck mit Selbstbehalt unterstützt mit bis zu € 10.000 den Zukauf von Forschungsdienstleistungen, Patent.Scheck fördert mit bis zu € 10.000 die Klärung der Patentierbarkeit einer Forschungsidee und das Einreichen.
aws Digitalisierung – Österreich
Das austria wirtschaftsservice (aws) fördert die Digitalisierung von Unternehmensprozessen bis hin zum Aufbau digitaler Geschäftsmodelle. Der Zuschuss beträgt bis zu € 500.000; beantragen können ihn Unternehmen aus dem Bereich der Sachgüterproduktion oder produktionsnaher Dienstleistungen; sowie in der Sonderkondition “Digitalisierung Tirol” alle Branchen.
Horizon 2020 – EU
Dieses EU-Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung läuft von 2014 bis Ende 2020 und biegt sozusagen in die Zielgerade ein. Damit soll in Europa eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufgebaut werden, die drei Hauptsäulen sind Wissenschaftsexzellenz, Führende Rolle der Industrie und Gesellschaftliche Herausforderungen. Die Förderung wendet sich auch speziell an KMU. Österreichischen Antragstellern steht die FFG mit einem Beratungs- und Betreuungsangebot zu Seite.
Horizon Europe – EU
Aufgrund des Erfolgs von Horizon 2020 steht das Nachfolgeprogramm schon in der Tür: Horizon Europe startet am 1.1.2021 und läuft bis 31.12.2027. Ziel ist, dass die EU bei bahnbrechenden marktschaffenden Innovationen ein führender Player wird. Ursprünglich mit 100 Milliarden Euro dotiert, wurden die Mittel nach den Brüsseler Budgetverhandlungen im Juli auf 80,9 Milliarden reduziert. Folgende Rahmenbedingungen sind bereits bekannt: Bei der Förderung bahnbrechender Innovationen sind 70 % der Mittel für KMU vorgesehen. Als einzige zentrale Anlaufstelle dient der Europäische Innovationsrat. Das Instrument Pathfinder bietet Finanzhilfen von der frühen Technologiephase bis zum vorkommerziellen Stadium, das Instrument Accelerator bietet Finanzhilfen und Mischfinanzierungen bis zur Vermarktung und Expansion. Als globale Herausforderungen für unsere Gesellschaft sind definiert: Klimawandel, Ozeane, Klimaneutrale intelligente Städte, Bodengesundheit und Ernährung, Krebs; in die Prozesse sollen die Bürger verstärkt eingebunden werden. Die FFG fungiert als nationale Kontaktstelle, die mit Beratung unterstützt.
Haben Sie auf alle Links geklickt und ein Programm für Ihr Unternehmen gefunden? Oder brauchen Sie Unterstützung bei der Beurteilung der Möglichkeiten? Wie Sie ein Förderprogramm auswählen und beantragen, erfahren Sie im zweiten Teil der Serie.