Viele Unternehmen setzen bereits auf die 4-Tage-Woche
Milka-Mondelez Österreich tut es, genauso wie andere heimische Unternehmen: Sie setzen auf die 4-Tage-Woche, um die Belegschaft zu motivieren und zu halten, bzw. um dringend gesuchte Fachkräfte anzuziehen. Auch auf Job-Portalen kann man gezielt nach freien Stellen mit 4-Tage-Woche suchen, so liefert etwa karriere.at mehr als 600 Treffer. Politik, Gewerkschaften und Wirtschaftskammer melden sich hierzulande vorerst mit Argumenten pro oder contra zu Wort, dagegen sind andere Länder bereits weiter: Pilotprojekte zeigen u.a., dass die Produktivität bei einer 4-Tage-Woche erhalten bleibt und dass es weniger Krankenstände gibt, weil die Erholungsphasen länger sind.
Vorteile überwiegen, speziell bei unter 30-Jährigen
Gerade die jüngere Generation wünscht sich mehr Freizeit in Form eines längeren Wochenendes und würde dafür auch 10 Stunden täglich arbeiten, hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts spectra ergeben. 50% der heimischen Bevölkerung stehen einer gesetzlich verankerten Wahlmöglichkeit zwischen 5- und 4-Tage-Woche bei unveränderter Gesamtarbeitszeit prinzipiell positiv gegenüber.
Für die Wahlmöglichkeit einer kürzeren Arbeitswoche wurden folgende Gründe genannt:
- Mehr Freizeit / mehr Privatleben
- Mehr freie Tage / längeres Wochenende; dies ist vor allem bei den 15-29-Jährigen mit 33% Zustimmung der häufigste Grund
- Entscheidungsfreiheit / man kann individuell auswählen
Dagegen sprechen für die Befragten folgende Argumente:
- Zu viele Tages-Arbeitsstunden, 8 Stunden täglich sind genug
- Nicht jeder Beruf ist für dieses Arbeitszeitmodell geeignet
- Es kann zur Überlastung der Arbeitskräfte führen
Wie steht es um die gesetzlichen Grundlagen?
Grundsätzlich lässt es das österreichische Arbeitszeitrecht zu, dass Unternehmen eine 4-Tage-Woche einführen. Bei der Gestaltung sind verschiedene Varianten möglich:
- Die Normalarbeitszeit der 5-Tage-Woche wird auf 4 Tage verteilt, d.h. im Prinzip wird die Zeit des fünften freien Tages eingearbeitet. Das ist auch bei Gleitzeit möglich, indem das Zeitguthaben in Form ganzer Gleittage aufgebraucht werden kann.
- Ob Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei gleichem Lohn auch weniger arbeiten müssen, z.B. 38 Stunden/Woche, werden künftige Entwicklungen, nicht zuletzt im Rahmen sozialpartnerschaftlicher Verhandlungen zeigen. Derzeit sind Arbeitgeber zu dieser Besserstellung nicht verpflichtet.
Jedes Unternehmen muss jedoch die Voraussetzungen individuell analysieren, indem drei gesetzliche Ebenen berücksichtig werden: das Arbeitszeitgesetz, etwaige kollektive Rechtsnormen (Kollektivvertrag und Betriebsvereinbarung) bzw. betriebsinterne Regelungen, und der Arbeitsvertrag.
Erste Schritte setzen
Es ist anzunehmen, dass das Thema 4-Tage-Woche in den nächsten Monaten noch an Fahrt aufnehmen wird, insofern ist es empfehlenswert, wenn Unternehmen früh beginnen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn Sie in einem ersten Schritt die rechtlichen Grundlagen ermitteln lassen, haben Sie eine gute Basis, auf der weitere Überlegungen und Entscheidungen stattfinden können.
Für die betriebliche Umsetzung sollte ein längerer Zeitraum eingeplant werden. Dieser ist u.a. abhängig von der Branche: So muss etwa bei einem Produktionsbetrieb, wo durchgängig in Schichten gearbeitet wird, die prinzipielle Möglichkeit einer Umsetzung geprüft werden. Oder es ist abzustimmen, wann welcher Mitarbeiter bzw. welche Mitarbeiterin die Freizeitphase konsumieren kann.